Von goldenen Kutschen und kolonialer Vergangenheit: Hannover, England und die Sklaverei

Die kostbare goldene Kutsche aus dem Haus Hannover steht für die Zeit der dynastischen Verbundenheit des Kurfürstentums Hannover mit Großbritannien, jene Personalunion der Jahre 1714–1837. Sie bezeugt die Rolle des britischen Königreiches als führende Weltmacht.

Die neue Ausstellung skizziert den Aufstieg Großbritanniens zur globalen Kolonialmacht und wirft erstmals Fragen nach den Spuren von Sklaverei und dem Handel mit versklavten Menschen auf, die mit der Zeit der hannoversch-britischen Personalunion in Verbindung stehen. Mit der Reflexion von Kolonialismus und Sklaverei des 18. und 19. Jahrhunderts stellt die Ausstellung bewusst Bezüge zu aktuellen gesellschaftlichen Debatten her.

Die prunkvolle Goldene Kutsche und die glorifizierenden Gemälde der hannoverschen Königsfamilie haben wir verhüllt, von der Wand genommen und beiseite gestellt. Stattdessen stößt ein Schiffsbug durch die Wand in die ehrwürdige Kutschenhalle. Nicht der Triumph der Herrscher*innen wird reproduziert, sondern Raum geschaffen für eine kritische Reflexion der Verantwortung und Folgen bis heute. Damit haben wir die Klippe erfolgreich umschifft und bieten ein paar sehr eindrückliche Denkanstöße, wie es die TAZ in ihrem Artikel von Nadine Conti „Noch längst nicht fertig mit den Verbrechen“ am 15.7.2022 ausdrückt.

Die Ausstellung verzichtet komplett darauf unterdrückte Menschen in erniedrigenden Darstellungen zu zeigen, stattdessen fokussiert sie auf die Profiteur*innen und Nutznießer*innen: verpackt, anders gerahmt als sonst, hinter Ausschnitten angeschnitten oder stürzend ins Passepartout gesetzt.

Warnaufkleber „Vorsicht Aneignung“ oder „Vorsicht Rassismus“ kommentieren bedenkliche Bildquellen. Das sei clever, sagt der TAZ-Artikel, weil die Irritation nötige, tatsächlich einen anderen Blick auf diese Ausstellungsstücke zu werfen.

Alles in allem sei das ein beeindruckendes Projekt – aber erkennbar noch work in progress, sagt die TAZ. Wir bleiben dran!
Die Ausstellungsgestaltung, -grafik und -medien entwickelten wir in Zusammenarbeit mit Nina Kersten und den Kolleginnen von Matthies Weber & Schnegg, Berlin.

PROJEKTDETAILS
  • Auftraggeber: Historisches Museum Hannover
  • Kategorie: Sonderausstellung
  • Ausstellungsfläche: ca. 600 m²
  • Eröffnung: Juli 2022
LEISTUNGEN
  • Gestaltungskonzept
  • Ausstellungsgrafik
  • Ausführungsplanung
  • Bauleitung
  • Entwurf und Planung raumbildender Maßnahmen

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Team

Ika Gerrard
Nina Holsten
Arne Petersen
Michael Teßmer
Simone Wörner

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